10 Tipps gegen lästige Gelsen
Im Juli und August haben sie Hochsaison: Die Gelsen. In Österreich ist es vor allem die Gemeine Hausgelse, die uns zu schaffen macht. Sie sticht vorwiegend abends und nachts, im Schlafzimmer sind Gelsen naturgemäß besonders lästig. Im Juni hatten wir bereits mit der Überschwemmungs-Gelse zu tun, deren Eier sich vor allem nach einem Hochwasser entwickeln. Sie sticht vor allem tagsüber.
Relativ neu hat sich aufgrund des Temperaturanstiegs die Tigermücke angesiedelt. Ihr Vorkommen wird überwacht, die AGES hat dazu ein eigenes Monitoring. Der Grund dafür ist, dass die Tigermücke theoretisch Dengue-Fieber, Chikungunya oder Zika übertragen kann (das Risiko einer Übertragung innerhalb von Österreich ist derzeit aber noch sehr gering). Mehr Infos zur Tigermücke können Sie im Info-Folder zur Tigermücke der AGES nachlesen.
Wie können wir uns im Sommer also gut vor Gelsenstichen schützen? Und was ist zu tun, wenn es uns doch wieder erwischt hat? Wir haben einige Tipps gesammelt.
Brutstätten vermeiden
Eine der wichtigsten Maßnahmen, um Gelsen in Wohnraumnähe zu vemeiden, ist, ihnen keine Möglichkeit zur Eiablage zu bieten. Denn Gelsen fliegen nicht besonders weit und dringen vor allem in der Nähe ihrer Brutstätten in Wohnräume ein.
Der Hausgelse und auch der exotischen Tigermücke genügen schon kleinste Wasseransammlungen bzw. stehende Gewässer als Brutstätte. Man sollte deshalb immer darauf achten, jegliche stehende Wasseransammlungen wie zB in Topfuntersetzern, draußen gelagerten Reifen, Regentonnen, Vogeltränken, Wasserschalen für Haustiere, Gießkannen, Spielzeug und Planschbecken regelmäßig (mind. 1 Mal pro Woche) zu entleeren.
Mit den richtigen Pflanzen umgeben
Den Geruch von Lavendel, Salbei und Basilikum mögen Gelsen angeblich überhaupt nicht gern. Eindeutige wissenschaftliche Belege gibt es dafür zwar nicht, die Pflanzen haben wir aber ohnehin gern auf dem Balkon und im Garten. Sie können nämlich im besten Fall nicht nur Gelsen fernhalten, sondern auch vielfältig in der Küche und sogar für Heilzwecke eingesetzt werden.
Lavendel und Salbei ergeben getrocknet einen feinen Tee und getrockneter Lavendel kann in Säckchen abgefüllt auch zur Mottenabwehr eingesetzt werden. Abgesehen davon ist Lavendel tolles Bienenfutter und die locken wir ja gerne an ;-)
insektenschutzmittel verwenden
Insekten-Abwehrsprays für die Haut oder die Kleidung gibt es reichlich. Sie wirken, indem sie den Körpergeruch überdecken, wodurch Gelsen ihren Wirt nicht mehr erkennen können. Die zwei wichtigsten Wirkstoffe sind DEET und Icaridin.
DEET zeigt bei einer Konzentration von über 20% den besten Effekt und bietet bis zu 10 Stunden wirksamen Schutz. In Österreich ist eine maximale Konzentration von 50% erlaubt. Insektenschutzsprays mit DEET werden vor allem auch bei Reisen in die Tropen empfohlen. Vorsicht aber bei der gleichzeitigen Anwendung von UV-Schutz - DEET kann die Wirkung von Sonnenschutz verringern. Der Insektenschutz sollte daher erst etwa 30 Minuten nach dem Sonnenschutz aufgetragen werden. Außerdem kommt mehr DEET in den Blutkreislauf, wenn Penetrationsförderer (Salicylsäure, Harnstoff) verwendet werden.
Icaridin (auch Picaridin) hat gegenüber DEET den Vorteil, dass es geruchslos ist und Plastik und Leder nicht angreift. Die systemische Aufnahme von Icaridin ist außerdem geringer als bei DEET, das bedeutet, der Körper nimmt weniger des Wirkstoffs auf. Um die gleiche Schutzwirkung wie bei DEET zu erreichen, muss eine mind. 20%ige Konzentration verwendet werden. In dieser Konzentration bietet Icaridin bis zu 8 Stunden Schutz.
Als natürliche Alternative zu den beiden Wirkstoffen werden häufig ätherische Öle wie Citronella, Zitroneneukalyptus oder Lavendel verwendet. Diese bieten nur maximal 2 Stunden lang einen wirksamen Schutz, da ätherische Öle sehr schnell flüchtig sind. Bei Reisen in die Tropen sind diese deshalb nicht empfohlen. Ätherische Öle können außerdem Allergien auslösen, vor allem bei häufiger Anwendung.
Der Wirkstoff Permithrin kommt nur bei Insektenschutz für die Kleidung zum Einsatz.
abends duschen
Gelsen werden vom Kohlendioxid aus unserer Atemluft und unserem Körpergeruch angelockt. Vor allem Carbonsäuren wie Buttersäure oder Isovaleriansäure wirken auf sie anziehend. Da diese besonders häufig in menschlichem Schweiß vorkommen, kann eine Dusche - wenn möglich - zumindest kurzfristig vor Gelsenstichen schützen.
WEITE UND HELLE KLEIDUNG TRAGEN
Insekten stechen leichter durch eng an der Haut anliegende Kleidung. Klingt logisch, oder? Weite Kleidung aus engmaschigem Stoff ist daher ideal, um sich gegen Insektenstiche zu schützen. Möglichst langärmlig, versteht sich, denn jedes Fleckchen nackte Haut ist eine willkommene Einladung für Gelsen & Co.
Dunkle Stoffe locken Insekten zudem ebenfalls stärker an, deshalb möglichst helle Kleidung wählen. Besonderes Plus: Diese Art von Kleidung (besonders wenn Naturstoffe wie Leinen gewählt werden) ist gleichzeitig auch die beste Kühlungs-Maßnahme bei Hitze!
Luftzug erzeugen
Gelsen werden leicht von starkem Wind verdriftet und gelangen so etwa von den umliegenden Auen in die Stadt. Diesen Effekt kann man sich auch auf kleinem Raum zunutze machen: Ein Ventilator bläst Gelsen einfach weg und verwirbelt auch die Atemluft, mit der Gelsen ihre Wirte orten.
Insektenschutzgitter anbringen
Eine umweltfreundliche und besonders wirksame Methode ist die mechanische: Feinmaschige Insektenschutzgitter halten Gelsen effektiv aus den Wohnräumen fern und sind leicht anzubringen.
ANTI-MOSKITO-LAMPE AUSPROBIEREN
Können Sie die klassischen Zitrus-Kerzen und Räucherspiralen, die unter gefühlt jedem Terrassentisch brennen, auch nicht mehr riechen? Wir kennen eine gute Alternative: Die Lampe Berger arbeitet mit katalytischem Dampfsystem und reinigt damit normalerweise die Raumluft (das System wurde übrigens Ende des 19. Jahrhunderts von einem pharmazeutischen Assistenten entwickelt).
Mit der Anti-Mücken-Diffusion mit Prallethrin wirkt die Lampe Berger nicht nur gegen Gelsen, sondern auch gegen Ameisen, Motten und Flöhe. Kann innen wie außen angewendet werden und der Schutz hält bis zu 8 Stunden lang!
einstichstelle kühlen und juckreiz bekämpfen
Hat es einen doch erwischt, hilft eine sofortige Kühlung der Einstichstelle. Dadurch geht die Schwellung zurück und der Juckreiz wird zumindest kurzfristig verringert. Am besten gelingt das mit Kühlpads, kühlen Umschlägen oder Eiswürfeln. Der Juckreiz entsteht übrigens durch den Speichel der weiblichen Gelsen, der den Körper veranlasst Histamin auszuschütten. Kühlende Gels mit einem Antihistaminikum helfen deshalb in der Regel auch sehr gut bei Juckreiz.
natürliche Sofort-hilfe durch spitzwegerich
Wer unterwegs ist kann auch auf die Sofort-Wirkung von Spitzwegerich setzen, denn die Heilpflanze wächst in Österreich quasi an jedem Wegesrand. Der Pflanzensaft (vorher etwas zwischen den Fingern zerreiben, damit dieser austritt) lindert den Juckreiz und reduziert die Schwellung. Bei Gelsen-, aber auch bei Wespen- und Bienenstichen geeignet!
Übrigens: Den Spitzwegerich stellt unser Mag. Sreco Dolanc auch im Heilpflanzen-ABC in Österreichischer Gebärdensprache (mit Begleittext und Untertiteln) vor. Einfach mal hineinschauen :-)
Quellen
Deutsche Apotheker-Zeitung (2020): Repellents: Schutz vor Mücken - aber richtig! 31.7.2020, URL:
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2020/07/31/repellentien-schutz-vor-muecken-aber-richtig/ (abgerufen am 31.7.2024)
Deutsches Ärzteblatt (2013): Insektenschutz: Wie man das Stichrisiko senkt. Ausgabe 110, S 29-30. URL:
https://www.aerzteblatt.de/archiv/143452/Insektenschutz-Wie-man-das-Stichrisiko-senkt (abgerufen am 31.7.2024)
Der Standard (2024): Woher kommen die vielen Gelsen? Und was hilft gegen ihre Stiche? 20.6.2024, URL:
https://www.derstandard.at/story/3000000224958/woher-kommen-die-vielen-gelsen-und-was-hilft-gegen-ihre-stiche (abgerufen am 31.7.2024)
Doc Check (2019): Insektenschutz: Icaridin, DEET oder PMD? URL:
https://www.doccheck.com/de/detail/articles/22397-insektenschutz-icaridin-deet-oder-pmd (abgerufen am 26.07.2024)
Giraldo, Diego/Rankin-Turner, Stehpanie et al (2023): Human scent guides mosquito thermotaxis and host selection under naturalistic conditions. Current Biology, Volume 13, Issue 12. URL:
https://www.cell.com/current-biology/fulltext/S0960-9822(23)00532-8?utm_campaign= - secsectitle0020 (abgerufen am 31.7.2024)
Lupi, Eleonora/Hatz, Christoph/Schlagenhauf, Patricia (2013): The efficacy of repellents against Aedes, Anopheles, Culex and Ixodes spp. – A literature review. Travel Medicine and Infectious Disease, Volume 11, Issue 6. URL:
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1477893913001737 (abgerufen am 26.7.2024)
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0891552012000748 (abgerufen am 26.7.2024)
Science Direct (2013): Icaridin. URL:
https://www.sciencedirect.com/topics/medicine-and-dentistry/icaridin (abgerufen am 31.7.2024)