
Fenchel: Warum es pharmazeutische Beratung braucht
Fenchel ist eine Arzneipflanze, die traditionell bei der Behandlung von Blähungen, Bauchschmerzen und Husten in Form von Tees eingesetzt wird. Fenchel ist blähungstreibend, krampflösend und schleimlösend. Bis vor kurzem wurde Fenchel deswegen bei Babys und Kleinkindern eingesetzt. Auch Schwangeren und Stillenden wurde es bislang empfohlen.
Die Pflanze hat mehrere Inhaltsstoffe, unter anderem ätherische Öle, denen die Wirkung zugeschrieben wird.
Eines davon ist Estragol, welches seit längerem unter Beobachtung stand, da es im Tierversuch einen Hinweis auf ein erhöhtes Risiko von Leberkrebs bei Mäusen gab. Mittlerweile gibt es neue Studienergebnisse, die den Einsatz von Fenchel neu bewerten lassen. Der HMPC-Ausschuss (Herbal Medicinal Products) der europäischen Arzneimittelagentur EMA kommt zur Entscheidung, dass die Ergebnisse der tierexperimentellen Untersuchungen auf den Menschen übertragen werden können.
Die österreichische AMG Abgrenzungskommission, die unter anderem aus Vertreter*innen der Apothekerkammer, Ärztekammer und der AGES besteht, hat die Entwicklungen bereits lange verfolgt und nun eine angepasste Abgrenzungsverordnung veröffentlicht. Diese legt fest, wie mit Produkten, die Fenchel enthalten, umgegangen werden soll bzw. welche Art der Beratung und Kennzeichnung in Apotheken notwendig ist.
Müssen wir uns nun Sorgen machen?
Nein! Das krebserregende Risiko gilt nur für sehr hohe Dosen, weswegen empfohlen wird, den Estragol-Gehalt so niedrig wie möglich zu halten. Eine kurzfristige Einnahme von Fencheltee bei Erwachsenen wurde als signifikant nicht krebserregend eingestuft. Es besteht folglich keine unmittelbare Gefahr. Genaue Grenzwerte lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht festlegen, da es dazu keine aussagekräftigen Studien am Menschen gibt. Dennoch raten wir die Empfehlung der EMA (European Medicines Agency) zu beherzigen, dass bei Schwangeren und Stillenden vorbeugend Fencheltees nicht regelmäßig getrunken werden sollen, da das Estragol womöglich über die Plazenta und Muttermilch an die Babys weitergegeben werden kann. Auch Kinder unter 4 Jahren sollten weitgehend auf Fencheltee verzichten. Selbstverständlich beraten wir Sie dazu ausführlich in der Apotheke.
Fenchel aus der Apotheke
Eine kurzfristige Anwendung von Fencheltee bei Erwachsenen wird von der EMA als unbedenklich eingeschätzt. Nur in der Apotheke gibt es Teedrogen und reine ätherische Öle in Arzneibuchqualität – eine Kontrollstufe höchster Anforderungen. Während des Pflanzenanbaus und den Verarbeitungsprozessen wird lückenlos die Qualität überprüft und dokumentiert, sodass am Ende ein eiwandfreies Produkt in die Apotheken gelangt. Dazu gehören selbstverständlich eine Kontrolle auf Reinheit, Schwermetalle und Giftstoffe und eine Überprüfung des Gehalts an Inhaltsstoffen.
Das gilt natürlich auch für Fencheltee und ätherisches Fenchelöl, bei denen der Estragol-Gehalt überprüft wird. Diese hohen Qualitätsansprüche können leider nicht in Drogerien, Reformhäusern und Lebensmittelgeschäften gewährleistet werden.
In der Apotheke gibt es einige Alternativen. Es gibt verschiedene Arzneipflanzen mit einer blähungstreibenden, krampflösenden oder schleimlösenden Wirkung. Wir können Sie vor Ort bestmöglich beraten, wie sie auf andere Arzneitees ausweichen können; den einen oder andern Tipp zu Ihren gesundheitlichen Fragen inklusive.
Quellen
Deutsche Apothekerzeitung (2023): Warum bei Fencheltee pharmazeutische Beratung gefragt ist. URL: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2023/10/31/ema-bewertet-toxizitaet-von-estragol-bei-menschen
EMA (2023): Public statement on the use of herbal medicinal products1 containing estragole. URL: https://www.ema.europa.eu/en/documents/other/public-statement-use-herbal-medicinal-products-containing-estragole-revision-1_en.pdf